Haben wir das eine,
wollen wir das andere. Haben wir das andere,
wollen wir das eine. Wir wollen Entscheidungen,
doch eine Entscheidung für das eine, bedeutet
eine Entscheidung gegen das andere: Das Meer ist
zu flach – die Berge sind zu hügelig. Im Wald
fehlt uns der Blick in die Weite – am Strand ein
Baum, der Schatten wirft. Körperliche Arbeit ist
anstrengend – Kopfarbeit bewegungslos.
Entspannen wir uns, sind wir träge – bewegen
wir uns, fehlt uns die Pause. Konsumieren wir
Fertigprodukte, sind wir faul – kochen wir
selbst, fehlt uns die Zeit. Nehmen wir uns Zeit
für andere, werden wir uns selbst nicht gerecht
– nehmen wir uns Zeit für uns, sind wir
egoistisch. Wir erledigen immer mehr und uns
dabei selbst. Wir leben, um zu arbeiten und
wollen arbeiten, um zu leben – doch das Leben
bezahlt die Rechnungen nicht. Wir wollen
verzichten und trotzdem genießen – doch der
Genuss mag den Verzicht nicht. Wir wollen
nachhaltig leben und trotzdem reisen – doch die
Umwelt mag das Flugzeug nicht. Im Frühling
wollen wir Sommer, im Sommer den Herbst, im Herbst
wieder den Sommer und der Winter wäre nicht so
schlimm, wäre es zumindest ein richtiger Winter.
Aber ein richtiger Winter ist viel zu kalt. Die
Wolken sind zu grau, die Sonne ist zu grell, der
Regen zu nass, die Dürre zu trocken. Die Gefühle
des Lebens schmecken uns nicht. Wir wollen ein
salzloses Gericht und beschweren uns, dass das
Salz fehlt. Was wollen wir eigentlich?
Offensichtlich die Unzufriedenheit – aber
unzufrieden sein, das wollen wir erst recht
nicht.